Der Pfingsttag

 
Liebe Freunde,
 
Nach vierzig Tagen der Fastenreise und fünfzig Tagen freudiger Ostern feiern wir im Monat Juni in unserer Gemeinschaft das Fest der Sendung des Heiligen Geistes – Pfingsten. Es ist der Höhepunkt einer Zeit, in der wir gelernt haben, Gott in der Stille zuzuhören, uns über die Auferstehung Christi zu freuen und unser Herz für einen neuen Anfang zu öffnen. Pfingsten ist nicht nur eine Erinnerung an ein längst vergangenes Ereignis, sondern eine lebendige Wirklichkeit, die uns verwandelt und ermutigt, mutig, kooperativ und offen zu sein. Der Heilige Geist, den uns Jesus versprochen hat und nach seiner Auffahrt zum Vater gesandt hat, ist weiterhin unter uns gegenwärtig – er lehrt uns, erinnert uns an die Worte Jesu und gibt uns Kraft für ein neues Leben.
 
Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass diese ganze Zeit aus dem Kreuz Christi hervorgeht. Gerade am Kreuz zeigt uns Jesus, wie sehr er uns liebt. Wie Professor Ctirad Václav Pospíšil erinnert, ist das Kreuz nicht nur ein Werkzeug des Heils, sondern auch die höchste Offenbarung der göttlichen Liebe. In diesem Höhepunkt der Geschichte des Heils offenbart Gott sein Antlitz und lädt uns zu einer tiefergehenden Beziehung ein. Jesu Tod und Auferstehung sind das Fundament unseres Glaubens und der Grund unserer Freude.
 
Wie wir am Sonntag der Sendung des Heiligen Geistes hören werden, erlebten die Jünger das Geräusch vom Himmel und einen gewaltigen Wind, der das ganze Haus erfüllte, in dem sie sich aufhielten. Als dieses Geräusch ertönte, kamen viele Menschen zusammen und waren erstaunt. (Apg 2,1–11) Jerusalem erlebte an diesem Tag Sensation. Der Autor der Apostelgeschichte beschreibt weiter etwas Besonderes: Zungen wie von Feuer, die sich über jeden von ihnen teilten. Was bedeutet all dies und wie spricht es zu uns?
 
Pfingsten ist auch eine Aufforderung zur Veränderung. Der Heilige Geist ist ein Geschenk, das uns zur Aktivität führt – oft durch alltägliche Dinge, wie die Bereitschaft zur Zusammenarbeit, den Mut, unter die Menschen zu gehen, und die Fähigkeit, in Beziehungen zu bleiben. Evangelisation, über die ich auch in meiner Diplomarbeit geschrieben habe, ist nicht nur die Weitergabe von Informationen, sondern vor allem ein Prozess der Herzensveränderung. Der Heilige Geist fordert uns auf, offen zu sein, Vertrauen und Beziehungen aufzubauen und so von der frohen Botschaft Zeugnis zu geben.
 
Wie James Mallon, Autor des Buches „Die Transformation der Pfarrei“, sagt, ist ein Jünger jemand, der ständig lernt, der nach Wissen strebt und wachsen möchte. Diese Begeisterung entspringt der Erfahrung mit dem lebendigen Christus und der Offenheit gegenüber dem Heiligen Geist. Unsere kleine Gemeinschaft in der großen Stadt in den Bergen ist ein Ort, an dem diese Transformation geschehen kann – wo wir lernen, das Evangelium im Alltag zu leben, Zeugen der göttlichen Liebe zu sein und Raum für alle zu schaffen, die Jesus kennenlernen möchten.
 
Ich wünsche uns allen, dass wir in diesen Pfingsttagen neue Kraft des Heiligen Geistes erfahren, Mut zum Zeugnis und Freude darüber, dass wir Kinder Gottes sind. Ich danke euch für die Annahme, die Freundschaft und den gemeinsamen Glaubensweg.
 
In Dankbarkeit
Lukáš Němeček